Diese Frage hören wir oft von unseren Kunden. Bevor wir im Laufe dieses Blogartikels auf die einzelnen Aspekte eingehen, vielleicht schon mal übergeordnet eine Sache: Ein guter Arbeitgeber ist ein Unternehmen, das seinen Mitarbeitenden zuhört, sie ernstnimmt und sie mitgestalten lässt. Wir haben 2022, die Menschen wünschen sich Partizipation. ? Der Personaldienstleister Randstad hat in seiner aktuellen Studie „Workmonitor 2022“ einiges an Zahlenmaterial geliefert, das auch Zweifler zum Nachdenken bringt.* Die ArbeitnehmerInnen haben sich in den vergangenen Jahren geändert, Individualität und Flexibilität sind wichtige Forderungen, die sie an ihre aktuellen und künftigen Arbeitgeber stellen – und das nicht erst seit der Corona-Krise. Diese hat die Entwicklung aber offensichtlich befeuert. Denn plötzlich sind Dinge wie Digitalisierung und mobiles Arbeiten kein „Kann“, sondern ein „Muss“.
Das klingt einfach, ist es aber leider nicht. Denn jüngere Generationen definieren diese gute Work-Life-Balance durchaus anders als vielleicht ältere ArbeitnehmerInnen. In Zeiten großen Rekrutierungsdrucks, in denen sich die Bewerbenden ihren neuen Arbeitgeber in vielen Zielgruppen einfach aussuchen können, muss ein Unternehmen sehr genau abwägen, was wichtiger ist: Neue Mitarbeitende, die das Wachstum mittragen oder die Weigerung für geforderte Zugeständnisse im Bezug auf den Wunsch, den Job um das Privatleben herumzubauen – und nicht anders herum.
Die Gen Z (18 bis 24 Jahre) und die Millenials (25 bis 34 Jahre) legen sehr großen Wert darauf, einen erfüllenden Job zu haben. 75 Prozent der jüngsten Befragten sagen, dass die Arbeit wichtig für ihr Leben sei. 56 Prozent der Gen Z sagen, dass sie lieber kündigen würden, als einen Job zu machen, der sie davon abhielte, ihr Leben zu genießen und glücklich zu sein. Zwei Fünftel der Befragten der Gen Z gaben zudem an, dass sie bereits einen Job gekündigt hätten, der nicht zu ihrem persönlichen Lebensentwurf passe, im Gegensatz zu nur einem Viertel der ältesten befragten Gruppe zwischen 55 und 67. Arbeitszeitmodelle und individuelle Optionen rund um die Gestaltung der eigenen Work-Life-Balance sind weiterhin und immer stärker ein wichtiger Faktor, ob ein Arbeitnehmer als gut wahrgenommen wird. Denn: 40 Prozent der Befragten aus der Gen Z gaben an, sie wären lieber arbeitslos als unglücklich in ihrem Job. Das ist eine Ansage, die als ernstzunehmend einzuschätzen ist.
Es ist keine große Überraschung, dass Mitarbeitende sich einen Arbeitgeber wünschen, der zu ihnen passt. Es ist wie beim Dating. Man braucht eine gemeinsame Basis, um zusammen etwas Großes zu schaffen. 43 Prozent der Befragten gaben an, nicht für einen Arbeitgeber arbeiten zu wollen, der nicht zu ihren Werten In Bezug auf Soziales und Umwelt passe. Fast genauso viele sagten dasselbe (41 Prozent), wenn der Arbeitgeber keine Anstrengungen unternähme, Diversität und Inklusion am Arbeitsplatz zu fördern. Die Passung stimme aber bei vielen: 73 Prozent aller Befragten hätten einen Job gefunden, bei dem die eigenen Werte mit den Unternehmenswerten übereinstimmten. Dieser Aspekt ist nicht neu, die meisten Unternehmen nutzten ihre Werte als Unternehmen (und im besten Fall auch als Arbeitgeber) bereits seit längerem, um ihre Mitarbeitenden und solche, die es werden wollen, an sich zu binden oder von sich zu überzeugen.
Die Unternehmen müssen ihre eigene Positionierung als Arbeitgeber und ihre emotionalen und rationalen Attraktivitätsfaktoren überprüfen: Sind sie für die Mitarbeitenden und Kandidat:innen noch immer ausreichend attraktiv? Finden und binden sie Talente? Vermitteln sie durch ihre Angebote und Werte die Wertschätzung, die Mitarbeitende und Kandidat:innen brauchen und wünschen, um gern Leistung zu erbringen oder sich weiterzuentwickeln? In den vergangenen zwölf Monaten hätten nur 22 Prozent der Befragten zusätzliche Angebote wie „bezahlte Freizeit“, eine „bessere Gesundheitsvorsorge“ oder eine „bessere Altersvorsorge“ vom Arbeitgeber erhalten. Ein Drittel der Befragten hätten im selben Zeitraum eine Lohnerhöhung oder mehr Weiterbildungsangebote bekommen. Allerdings gibt es hier in den verschiedenen Altersgruppen einen deutlichen Unterschied zu beobachten: Während 36 % der Befragten zwischen 18 und 24 Jahren solche Verbesserungen bekommen hätten, konnten nur 9 Prozent der ältesten Befragtengruppe (zwischen 55 und 67 Prozent) dies ebenfalls bestätigen.
Die Corona-Krise hat das Arbeitsleben und die Erwartungen von Arbeitnehmer:innen auf den Kopf gestellt: Remote Work, flexible Arbeitszeiten und -modelle sowie eine (durch die Krise beschleunigte) Digitalisierung haben die Arbeitsprozesse, wie wir sie bisher kannten, deutlich verändert. Es ist kein Geheimnis, wenn wir feststellen, dass die Mitarbeitenden sich an die größere Freiheit gewöhnt haben und viele nur ungern zurück möchten. Fast drei Viertel der Befragten fänden die Flexibilität rund um den Arbeitsort wichtig; sogar noch mehr (83 Prozent) möchten, dass die Arbeitszeiten sich in ihr Leben einfügen und nicht andersherum. Allerdings sind Angebote in diesem Bereich noch nicht die Regel: Nur gut ein Viertel der Befragten gab an, dass ihr Arbeitgeber diesbezüglich hier mehr Flexibilität anböte. Übrigens: 42 Prozent würden einen Job ohne Flexibilität bei den Arbeitszeiten gar nicht erst nicht annehmen.
Eine überaus große Mehrheit der Befragten (88 Prozent) gab an, dass sie an Lern- und Weiterbildungsangeboten teilnehmen würden, wenn sie sie geboten bekämen. Fast genauso viele (84 Prozent) würden mit einem Karrierecoach sprechen wollen: 60 Prozent möchten wissen, wie sie mehr Geld verdienen können, 50 Prozent möchten eine bessere Work-Life-Balance erreichen und immerhin noch 40 Prozent würden gern erfahren, wie sie ihren Karriereweg beschleunigen. Fast die Hälfte der Befragten (48 Prozent) möchte gern ihre Soft Skills verbessern, das gilt insbesondere für die junge Generation. Hier wünschten sich 56 Prozent verfeinerte Kommunikations- und Führungsfähigkeiten. Mehr als die Hälfte aller Befragten (53 Prozent) möchte sich in ihrer aktuellen Position weiterentwickeln. Arbeitgeber tun also gut daran, solche Weiterentwicklungsmöglichkeiten zu bieten – denn davon kann auch durchaus langfristig ihre Zukunftsfähigkeit als Unternehmen abhängen.
Ein guter Arbeitgeber 2022 nimmt die Individualität seiner Mitarbeitenden und potenziellen Bewerber:innen wahr und geht auf sie ein. Die Ansprüche und Erwartungen haben sich geändert. Und ob aus Überzeugung oder aus dem Fachkräftemangel heraus: Die Unternehmen werden mit der Zeit gehen müssen und sich den „neuen“ Gegebenheiten anpassen müssen. Besser wäre es übrigens, dies wirklich aus Überzeugung zu tun – die Mitarbeitenden sind feinfühlig und merken, ob diese Angebote Ergebnis eines inneren Wertekonzepts sind oder halt ein notwendiges Übel, damit man mit seinen Aufgaben nicht ganz alleine dasteht. Die aktuelle Diskussion um die Wiederbelebung der 42-Stunden-Woche zeigt sehr deutlich, dass noch lange nicht alle in Politik und Wirtschaft an diesem Punkt angekommen sind.
* Alle hier genannten Inhalte und Daten stammen aus dem „Workmonitor 2022“ von Randstad.