Julia Neuen, CEO von Peaches und Storchgeflüster, im Interview mit den Cakes: „Vieles kann man mit mehr Lohn nicht erkaufen. Den Frauen läuft die Zeit davon.“
… und den Arbeitgebern eventuell auch. Angesichts des Fachkräftemangels stehen Unternehmen nicht erst seit gestern vor der Herkulesaufgabe, das Potenzial aller Zielgruppen optimal zu schöpfen. Und das bedeutet vor allem: Frauen bessere Chancen und echte Gleichberechtigung im Job zu bieten. Noch immer sehen wir gerade in Managementboards häufig Männer – und das nicht, weil Frauen diese Leadershipfunktionen nicht möchten, sondern weil in vielen Unternehmen die Strukturen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie auch 2023 ausbaufähig sind.
Julia Neuen bietet mit peaches Arbeitgebern ein Konzept rund um Family Building und Fertility Benefits, das es ihnen erlaubt, ein echtes Statement FÜR Familien zu setzen und ihre Belegschaft zu unterstützen – und damit die Angebote für die Mitarbeitenden noch viel weiter zu fassen, etwa wenn sie bereits das Gründen einer Familie in den Fokus ihrer Benefits stellen. Nicht, um sich anzubiedern, sondern weil viele Arbeitgeber erkannt haben, dass es sich rational und emotional lohnt, weibliche und männliche Mitarbeitende auch bei diesen ganz privaten Themen zu unterstützen. Und zwar nicht nur dann, wenn alles reibungslos läuft. Insbesondere bei einem nicht erfüllten Kinderwunsch gibt es eine Reihe an Argumenten, die dafürsprechen, dass Arbeitgeber aus Überzeugung (ganz wichtig!) eine verbindliche Stütze im Leben ihrer Mitarbeitenden bilden sollten und sich hier große Chancen der Mitarbeiterbindung bieten. Möglichkeiten, die man nicht auf der Straße liegen lassen sollte, findet Julia Neuen.
Die Cakes haben mit Julia darüber gesprochen, warum sie glaubt, dass es an der Zeit ist, die Benefits mit ganzheitlichen Angeboten der Arbeitgeber für das Planen und das Leben einer Familie zu revolutionieren.
Julia: „peaches ist ein HR Startup, um die Frauenquote in Unternehmen zu steigern. Mit Benefits, die sich gezielt an Frauen und junge Familien richten und bei der Vereinbarkeit von Kind und Karriere unterstützen, können Unternehmen ihre Mitarbeitenden langfristig binden und werden so gleichzeitig zum Talentmagneten für Frauen. Peaches ist Deutschlands umfassendster Anbieter für Fertility Benefits und bietet Unterstützung von Kinderwunsch bis nach der Elternzeit. Ebenso unterstützt es die Silver Workers während der Menopause und reduziert so Fehlzeiten der Mitarbeitenden.
Es handelt sich – anders als der traditionelle Obstkorb oder Sportbenefits – um Angebote, die Mitarbeitende wirklich berühren und zu großer Loyalität führen. peaches bietet dafür ein umfangreiches Angebot an Unterstützungsleistungen (wie z.B. LIVE Sessions mit Ärzten & Experten, preisgekrönte Online-Kurse, klinische Unterstützung wie z.B. Social Freezing, IVF & Co), aus dem Unternehmen wählen können.“
Julia: „Wir übernehmen ganz viel in der Implementierung, weil wir genau wissen, dass es schwierig ist, so etwas allein ins Unternehmen zu bekommen, dass das auch verstanden wird usw. Wir haben natürlich richtige Marketingpakete geschaffen: mit Magazinen und Paketen, die die Mitarbeitenden gebrandet nach Hause kriegen; man hat überall Roll-Ups; es gibt die Möglichkeit, dass wir ins Unternehmen kommen wie bei einer Roadshow, so dass wir und unsere Experten mit den Mitarbeitenden & Führungskräften sprechen. Außerdem haben wir für jedes Unternehmen eine Landingpage zum Thema Fertility Benefits mit einem Dashboard.“
Julia: „Ich höre immer wieder, dass eine Veränderung der Kultur stattfindet. Man kann zwar implementieren, aber die Transformation in den Köpfen der Mitarbeitenden dauert ja. Wenn es dann konkret wird, wenn zum Beispiel die ersten gebrandeten Boxen zuhause ankommen (bei Kinderwunsch, für die Schwangerschaft, während der Elternzeit, wir haben auch eine Papabox…) und auch haptisch da sind, die Leute die Kurse machen und auf die Landingpage gehen, dann entsteht Retention. Das merken wir, das wird widergespiegelt an die HR-Abteilung und an uns. Das sind Momente, und das ist mir so wichtig, die kannst Du Dir auch nicht mit mehr Lohn als Arbeitgeber erkaufen. Das sind Dinge auf einer zwischenmenschlichen Ebene, die Dich als Arbeitgeber auf ein neues Level bringen. Und zu verstehen, dass die Arbeitgeber dahin müssen, das ist das wichtigste Learning, das Unternehmen in der Zukunft leisten müssen.“
Julia: „Wenn ich jetzt sage „Alle!“ ist das schwierig, oder?! Wir clustern das mal: 1. Für die Unternehmen, die eine hohe Männerquote haben – die meisten wollen (und müssen!) in der Zukunft das Thema „Diversität“ treiben, auch weil es gesellschaftlich verlangt wird. Wir müssen einfach gucken, wie wir mehr Frauen an Bord kriegen. Da wird Peaches zum Employer-Branding-Thema, ein Statement nach außen. Einfach, weil es mehr Frauen anzieht. Zudem kommt hier ein Faktor, der nicht zu unterschätzen ist. Und der heißt „Happy wife, happy life.“ Wir geben immer einen Partneraccount mit raus, das heißt, die Frau zuhause hat genauso auf die Angebote Zugriff. Die Frauen entscheiden durchaus beim nächsten Jobwechsel mit. Es ist also nicht ganz blöd von den Unternehmen, immer im Sinne der Familie zu denken. Dann ist man auch wirklich ein familienfreundliches Unternehmen, wenn es nicht nur um den Mitarbeiter geht, sondern auch um seine Familie, denn das ist ihm das Wichtigste. 2. Unternehmen, in denen ein besonders starker Fachkräftemangel herrscht. Da kommst Du um emotionale Benefits, die Deine Kultur mitprägen, nicht mehr drumherum. Die Klassiker, die rationalen Attraktivitätsfaktoren, sind kopierbar, Du brauchst also Dinge, die jetzt noch keiner hat. 3. Unternehmen mit sehr vielen Frauen. Da ist einfach die persönliche Betroffenheit sehr, sehr hoch: Eins von sechs Paaren hat einen unerfüllten Kinderwunsch, eine von drei Frauen hat eine Fehlgeburt, ein Großteil der Frauen fühlt sich mit jungen Babies überfordert, zahlreiche Frauen finden keine Hebamme. Wenn ein Arbeitgeber dann sagt, genau an diesen Herausforderungen Eures Lebens springen wir ein, bieten Fast-Tracks, Unterstützung und Live-Unterstützungs-Komponenten, so dass die Familien sich um all das nicht kümmern müssen, dann habe ich a) deutlich weniger Fehlzeiten und b) eine Mitarbeiterbindung auf einem völlig neuen Level geschaffen. Deshalb würde ich persönlich sagen, jedes Unternehmen sollte so langsam darüber nachdenken.“
Julia: „Ich glaube, wenn Arbeitgeber sich zukunftsorientiert aufstellen wollen, dann ist das Thema „Kind und Karriere“ oder „Familiengründung“ ein ganz elementares Schlüsselthema. Gerade auch wenn wir auf Gen Z und Gen Y gucken. Man sagt ja immer „Retention ist das neue Recruiting!“. Im Sinne der Retention glaube ich, dass peaches eine der effektivsten Maßnahmen ist, die man schnell in die Unternehmen bringen kann und die schnell Wirkung erzielen. Die Unternehmen, die jetzt diese Pionierstellung einnehmen, die werden am meisten, langfristig und nachhaltig davon profitieren. Weil sie immer sagen können: „Ich war der Erste! Wir waren eines der ersten Unternehmen in Deutschland, die das gemacht haben!“ Das kannst Du Dir ein Leben lang auf die Fahne schreiben. In den USA gibt es das sehr erfolgreich schon länger. Wir hier fassen aber die Fertility Benefits noch viel weiter: Wir starten bei der Zeit vor der Familiengründung sogar bis zu den Zeiten der Menopause, dem Ende der Fruchtbarkeit. Das ist auch ein langer Zeitraum: Kinderwunsch bis nach der Elternzeit, das kann sehr teuer werden mit allem Pipapo. Wenn das theoretisch schon alles der Arbeitgeber übernimmt, dann ist das schon ein Wort.“
Julia: „Man stellt sich natürlich die Frage, wo ist die Grenze zum Privaten: Haben wir was damit zu tun? Sollen wir was damit zu tun haben? Wir merken ja immer mehr, dass Menschen wertgeschätzt werden wollen und dass Menschen dort bleiben, wo sie genau das bekommen: Es sieht sie jemand als Mensch und auch als Mensch mit Bedürfnissen. Das sind die Unternehmen, die erfolgreich sind in der Mitarbeiterbindung. Die Transformation dorthin ist schwierig, kann wehtun und ist wahrscheinlich auch für die ältere Generation ganz schwer nachzuvollziehen, weil sie sagen: „Entschuldigung, das geht jetzt hier alles einen Schritt zu weit!“ Aber umso mehr Tabuthemen wir tatsächlich ansprechen und um so mehr blinde Flecken wir uns kümmern, umso heller wird das Ganze.
Natürlich gibt es Unternehmen, die das Argument bringen: „Ich will ja gar nicht, dass die schwanger werden, dann fallen die ja aus!“ Ja! Aber die Frauen werden so oder so schwanger. Die Frage ist nur, bleiben sie trotzdem im Unternehmen, kommen sie schnell wieder zurück in den Job und finden sie Strukturen, die sie bei all dem unterstützen und an das Unternehmen binden?“
Julia: „Wir haben ein Dashboard, da können die Unternehmen schauen, wie das Angebot bei den Mitarbeitenden ankommt. Da können wir dann auch gemeinsam mit einem Unternehmen Maßnahmen definieren, um die Akzeptanz weiter zu steigern (White Label Solution).“
Julia: „Solch eine Auswertung erfolgt natürlich anonym – Arbeitnehmer können sich also in unserem Angebot frei bewegen, denn da steht nicht, dass Lieschen Müller den Kinderwunschkurs XY nutzt. Auch die Landingpage und der gebrandete Mitgliederbereich liegen auch rein von der Technik bei uns. Das ist ganz wichtig und das muss auch so sein. Wir hatten natürlich auch schon Firmen, die das gern bei sich integrieren wollten. Da kann die Antwort nur lauten: „Dürft Ihr aber nicht, die Anonymität der Mitarbeitenden ist bei diesem Service sicherzustellen!“
Julia: „Uns hat die HR-Abteilung angerufen und erzählt, dass eine sehr geschätzte und gute Mitarbeiterin im Mitarbeitergespräch ganz ehrlich gesagt hat, dass sie von Headhuntern versucht wurde abzuwerben. Weil die Mitarbeiterin aber gerade ihre Familie plant und sie das so cool findet in dem Unternehmen mit der Einführung von Peaches, bliebe sie dort. Das sind die Momente, bei denen ich denke: „JA! Genau deswegen machen wir das Ganze!“
Julia: „Eine ideale Arbeitgeberwelt ist tatsächlich eine Welt, wo Frau und Mann wirklich gleiche Chancen haben, die Karriereleiter hochzuschreiten. Eine Welt, in der wir Verhältnisse schaffen, in der diese ganze „Frau vs. Mann“-Sache, dieses Gegeneinander… aufhört und tatsächlich Möglichkeiten geschaffen werden, dass es genau das eben intern nicht mehr gibt, wie zum Beispiel „Ach guck mal, die arbeitet Teilzeit…!“, sowas. Ich wünsche mir, dass es Lösungen dafür gibt. Dieses Aufwachen muss halt schnell passieren.“
Julia: „Käsekuchen!! Und am besten ist es… ich habe da einen Käsekuchen, der unten so eine Brownie-Schicht hat. Also Käsekuchen mit Schoko… so richtig cremig muss er sein, also nicht so joghurtlastig…!!“